In der modernen restaurativen Zahnmedizin ist eine zuverlässige und dauerhafte Verbindung zwischen Restaurationsmaterialien und Zahnhartsubstanz entscheidend für den klinischen Langzeiterfolg. Schmelz und Dentin unterscheiden sich jedoch grundlegend in ihrer Struktur und Zusammensetzung. Dies beeinflusst maßgeblich die Adhäsion und damit die Wahl der geeigneten Befestigungstechnik. Unter den verschiedenen Ansätzen hat sich die selektive Ätzung als die bevorzugte Technik erwiesen.
Schmelz und Dentin – zwei grundverschiedene Substanzen
Der Zahnschmelz bildet die äußere Schicht des Zahns, ist stark mineralisiert und die härteste Substanz im menschlichen Körper. Er besteht zu etwa 96 % aus Hydroxylapatit, weist eine hohe Dichte und trockene Oberfläche auf und bietet daher bei korrekter Konditionierung gute Haftbedingungen.
Das Dentin hingegen ist weicher als der Schmelz, besteht zu 20 % aus organischen Bestandteilen und zeichnet sich durch einen komplexen tubulären Aufbau aus. Das dichte Geflecht aus Kollagenfasern und der höhere Wasseranteil tragen dazu bei, dass Dentin empfindlich auf Überätzung reagiert und bei unsachgemäßer Behandlung zu postoperativer Sensibilität neigt.
Ätztechniken im Überblick: Etch-and-Rinse, Selbstätzung und selektives Ätzen
Bei der klassischen Total-Etch-Technik (Etch-and-Rinse) wird Phosphorsäure zur Konditionierung von Schmelz und Dentin verwendet. Diese Methode liefert zwar hervorragende Haftwerte auf Schmelz, doch besteht die Gefahr einer zu starken Demineralisierung des Dentins. Das kann Einbußen bei der Haftfestigkeit und ein erhöhtes Risiko für Sensibilität nach sich ziehen.
To address these concerns, self-etch adhesives were developed, which eliminate the rinsing step and are gentler on dentine. However, they often underperform on enamel due to insufficient etching. Self-etching strategies tend to induce more marginal discolouration.
Daher hat sich das selektive Ätzen etabliert – eine Hybridtechnik, die die Vorteile beider Verfahren vereint. Dabei wird nur der Schmelzrand etwa 15 Sekunden lang mit Phosphorsäure geätzt und danach abgespült und getrocknet. Das Dentin bleibt dabei entweder unbehandelt oder wird mit einem Self-Etch- oder Universaladhäsiv konditioniert.
Mit Universaladhäsiven wie G-Premio BOND (GC) lassen sich alle Ätzmodi umsetzen – im Gegensatz zu älteren Self-Etch-Systemen wie AdheSE* oder Clearfil SE Bond*. Bei diesen ist eine vorherige Dentinätzung kontraindiziert, da sie die Langzeitadhäsion negativ beeinflussen kann.1 Mehr Sicherheit bieten Universaladhäsive, insbesondere beim selektiven Ätzen des Schmelzes. Denn die Grenze zwischen Schmelz und Dentin lässt sich klinisch nicht immer exakt bestimmen.
Eine aktuelle Metaanalyse hat gezeigt, dass die Phosphorsäureätzung vor der Anwendung eines Universaladhäsivs die Randverfärbungen signifikant reduziert, während Self-Etch-Strategien die postoperative Sensibilität verringern. Das bedeutet, dass die selektive Schmelzätzung in Kombination mit einem Universaladhäsiv die Vorteile beider Ansätze vereint.
Schmelzerhaltung und ihre Bedeutung
Die weitestgehende Erhaltung von Schmelz bei einer Kavitätenpräparation oder bei restaurativen Eingriffen3 ist zentraler Bestandteil minimalinvasiver Therapiekonzepte und hat zahlreiche klinische Vorteile:
Überlegene Haftfestigkeit:4 Schmelz bietet deutlich bessere und stabilere Haftwerte als Dentin und fördert dadurch die Langlebigkeit von Restaurationen.
Bessere Randqualität:5 Restaurationen mit Schmelzrändern sind beständiger gegen Degradation und Randspaltbildung, was das Risiko für Sekundärkaries mindert.
Höhere ästhetische Stabilität:6 Geätzte Schmelzränder sind weniger anfällig für Verfärbungen, was besonders vorteilhaft bei ästhetisch anspruchsvollen Versorgungen ist.
Weniger Überempfindlichkeiten: Als natürliche Schutzschicht mindert Schmelz thermische und chemische Reizwirkungen auf das Dentin und die Pulpa und erhöht den Patientenkomfort.
Doch das Wichtigste ist, dass mit dem Erhalt des Schmelzes ein zentrales Prinzip der konservierenden Zahnheilkunde umgesetzt wird: So viel gesunde Zahnsubstanz wie möglich zu konservieren. So wird nicht nur die biologische Integrität des Zahns unterstützt, sondern auch die Prognose von restaurativen Behandlungen verbessert.
*Keine Marken von GC.
Literatur:
- Frankenberger R, Lohbauer U, Roggendorf MJ, Naumann M, Taschner M. Selective enamel etching reconsidered: better than etch-and-rinse and self-etch? J Adhes Dent. 2008 Oct;10(5):339-44.
- Assis P, Silva C, Nascimento A, Anníbal H, Júnior S, Soares N, Junior R, Braz R. Does Acid Etching Influence the Adhesion of Universal Adhesive Systems in Noncarious Cervical Lesions? A Systematic Review and Meta-analysis. Oper Dent. 2023 Jul 1;48(4):373-390. doi: 10.2341/22-067-LIT.
- Laegreid T, Gjerdet NR, Vult von Steyern P, Johansson AK. Class II composite restorations: importance of cervical enamel in vitro. Oper Dent. 2011 Mar-Apr;36(2):187-95. doi: 10.2341/10-126-L.
- Breschi L, Maravic T, Mazzitelli C, Josic U, Mancuso E, Cadenaro M, Pfeifer CS, Mazzoni A. The evolution of adhesive dentistry: From etch-and-rinse to universal bonding systems. Dent Mater. 2025 Feb;41(2):141-158. doi: 10.1016/j.dental.2024.11.011.
- Bagheri M, Ghavamnasiri M. Effect of cavosurface margin configuration of Class V cavity preparations on microleakage of composite resin restorations. J Contemp Dent Pract. 2008 Feb 1;9(2):122-9.
- Hong X, Huang Z, Tong Z, Jiang H, Su M. Clinical effects of different etching modes for universal adhesives: a systematic review and meta-analysis. Ann Palliat Med. 2021 May;10(5):5462-5473. doi: 10.21037/apm-21-890.